Voraussetzungen, Abschluss, Fitness: Wie wird man Astronaut? | Das Erste

2022-11-07 15:55:58 By : Ms. Jenny Zhan

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Wahrscheinlich hat fast jedes Kind einmal davon geträumt, ins Weltall zu fliegen, ja sogar Astronaut oder Astronautin zu werden. Die wenigsten werden sich den Traum am Ende erfüllt haben. Doch unmöglich ist es nicht - auch wenn die Anforderungen an den Beruf hoch sind.

Einmal ins All fliegen wie Juri Gagarin oder Neil Armstrong. Davon träumen viele, vor allem als Kind. Selbst Astronaut oder Astronautin zu werden, ist hingegen gar nicht so leicht. Die Anforderungen sind hoch, besonders an die körperliche und geistige Fitness.

Wer Astronaut werden will, muss erst mal gut in der Schule sein. Voraussetzung für die Bewerbung bei der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA ist ein Hochschulabschluss in Physik, Biologie, Chemie, Mathematik, einer Ingenieurwissenschaft oder in Medizin - oder ein vergleichbarer Abschluss. Außerdem wären mindestens drei Jahre Berufserfahrung auf dem Gebiet oder Flugerfahrung als Pilotin gut. Man muss allerdings nicht Luft- und Raumfahrttechnik studiert haben. Ähnliche Anforderungen hat auch die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA, dort muss man außerdem amerikanischer Staatsbürger sein. Dass man sehr gut Englisch spricht, ist ebenfalls notwendig für die Bewerbung. Eine weitere Fremdsprache zu können, ist ein Vorteil. Es muss nicht unbedingt Russisch sein, das wird später in der Ausbildung gelehrt.

Wichtig ist auch die Gesundheit. Wer Astronaut werden will, darf keine Krankheiten haben, muss beweglich sein und mit oder ohne Sehhilfe auf beiden Augen volle Sehkraft haben. Rauchen, Drogenkonsum oder Alkoholabhängigkeit sind ein Ausschlusskriterium, genauso wie psychische Erkrankungen. Man muss aber kein Muskelprotz sein! Kondition ist wichtig, eine stark entwickelte Muskulatur kann "für Astronautinnen und Astronauten in der Schwerelosigkeit sogar von Nachteil sein", schreibt die ESA. Dass die Bewerber fit sind, wird im Gesundheitstest von einem Fliegerarzt überprüft. Bewerben können sich Männer wie Frauen. Es gibt dann geschlechtsspezifische Untersuchungen und auch die Werte, die Bewerberinnen und Bewerber im Fitness-Test erreichen müssen, sind ans Geschlecht angepasst. Sonst sind die Voraussetzungen aber gleich. 2008, als der Deutsche Alexander Gerst sich für die Ausbildung beworben hat, war er einer von 8.413 Bewerbern.

Bei der ESA dauert eine Ausbildung etwa dreieinhalb Jahre vom Ausbildungsbeginn, bis man wirklich auf eine Mission ins All darf. Die Ausbildung ist in drei Phasen unterteilt:

In der Grundausbildung bekommen die Azubis alles Wissen rund um die ESA und andere Raumfahrtbehörden vermittelt. Dazu gehören auch die wichtigsten Weltraumprogramme. Grundkenntnisse in Raumfahrttechnik und Elektrotechnik stehen ebenfalls auf dem Stundenplan, genauso wie die wichtigsten Systeme auf der Internationalen Raumstation ISS und Russischunterricht oder Tauchtraining.

In der Aufbauausbildung geht es noch tiefer in den Stoff: Betrieb und Wartung der ISS oder die Systeme weiter kennenlernen. Am Ende sollen die Kandidaten alles wissen, was sie "bei praktisch jedem Flug zu ISS benötigen". Es geht aber auch um detailliertes Wissen im Umgang mit den Ressourcen und Daten an Bord, Robotertechnik oder medizinisches Wissen. Erst im dritten Teil der Ausbildung werden die Astronauten auf ihre tatsächliche Mission vorbereitet. Die Crew und das Ersatzteam werden darin geschult, was sie am Ende im All auch tun sollen. Die ESA-Astronauten führen auf ihren Missionen zur ISS etwa Experimente durch oder montieren und überprüfen Bauteile der Station. Die US-amerikanische Weltraumorganisation NASA plant, bis 2024 die erste Frau oder den nächsten Mann auf den Mond zu bringen - und später vielleicht auch auf den Mars. Wichtig für die missionsspezifische Ausbildung sind aber auch teambildende Maßnahmen für den Zusammenhalt.

Wie lange so eine Mission dann dauert, ist unterschiedlich. Der russische Kosmonaut Valeri Polyakov hält derzeit den Rekord mit mehr als einem Jahr im Weltraum, genau sind es fast 438 Tage. Zwischen Januar 1994 und März 1995 verbrachte Polyakov seine Zeit auf der Raumstation Mir, wo er zur Weltraummedizin geforscht hat. Sein Landsmann Gennadi Padalka kommt auf noch mehr Tage im All, fast 879 - allerdings nur, wenn man seine fünf Einsätze zusammenzählt. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst war schon auf zwei Missionen der ESA. 2014 war er etwa Teil der "Blue Dot"-Mission und war 166 Tage im All, 2018 startete er erneut, diesmal zur "Horizons"-Mission.

Kosmonaut und Astronaut? Die Bezeichnung für Menschen im All ist je nach Land unterschiedlich. "Kosmonaut" etwa ist der russische Begriff, der sich aus den griechischen Worten für Weltall und Seefahrer zusammensetzt. Amerikaner und Europäer sprechen von "Astronauten", zusammengesetzt aus griechisch "Astro" für Stern und "Nautilus" für Seefahrer. Bei Chinesen ist auch die Rede von "Taikonauten", das das chinesische Wort für "Weltraum" enthält. Es ist aber kein offizieller Begriff, sondern ein Kunstwort.

Bei der ESA ist es gewollt, dass Astronauten mehrmals ins All fliegen. Mindestens zwei Missionen soll jede und jeder erfüllen, deswegen darf man sich nur mit maximal 50 Jahren für die Ausbildung bewerben. Die meisten Weltraumflüge haben der Amerikaner Jerry Ross und der in Costa Rica geborene Franklin Ramon Chang-Díaz gemacht. Sie haben jeweils bereits an sieben Missionen der NASA teilgenommen. Sigmund Jähn war der erste Deutsche im All. Der erste Deutsche, der drei Missionen unternommen hat, ist Ulf Merbold. Er flog 1983 mit dem Raumlabor "Spacelab", 1992 mit der US-Raumfähre "Discovery" und 1994 mit dem russischen Raumschiff "Sojus TM-20" ins All.

Das Gehalt eines Astronauten ist zwar nicht astronomisch, aber sehr gut. Laut Weltraum-Jobportal "Stellar Jobs" verdienen Astronauten bei der NASA zwischen etwa 9.000 Dollar pro Monat bis zu etwas mehr als 10.000 Dollar im Monat. Das macht je nach Gehaltsklasse rund 80.000 bis 120.000 Dollar Jahreseinkommen. Ähnlich sieht es auch hierzulande aus: Astronauten können brutto zwischen rund 74.000 und mehr als 100.000 Euro im Jahr verdienen, je nach Berufserfahrung. Während der Ausbildung sind sogar schon 55.000 Euro Jahresgehalt drin, berichtet das Jobportal "Unicum". Damit verdienen Astro-Azubis ähnlich viel wie IT-Experten oder Informatiker.

Das Leben im All ist für viele faszinierend. Schwerelosigkeit, unendliche Weiten - doch genau genommen ist der Alltag auf einer Raumstation genau durchgeplant. Die meiste Zeit verbringen Astronauten mit der Wartung des Raumschiffs. Putzen und Reparieren gehören genauso dazu wie die wissenschaftliche Forschung. Gegessen wird dreimal am Tag zu festgelegten Uhrzeiten. Lebensmittel im All sind oft gefriergetrocknet. Damit die Astronautennahrung genießbar wird, muss sie mit Wasser vermischt oder im Mund "rehydriert" werden.

Wer die danach wieder loswerden will, muss sich anschnallen. Auf der Toilette gibt es einen Gurt und Fußhalterungen, damit der Astronaut nicht wegfliegt. Die Ausscheidungen werden dann mit Hochgeschwindigkeits-Luftströmen in einen Behälter gesaugt. Urin kommt ins Abwasser, die Fäkalien werden erst gefriergetrocknet, chemisch behandelt, damit sie nicht mehr riechen und Bakterien abgetötet werden und dann eingelagert. Geduscht wird übrigens auch nicht. Wasser ist eine der kostbarsten Ressourcen an Bord, weil es wie alles andere von der Erde zur Raumstation gebracht werden muss. Astronauten halten sich mit Feuchttüchern sauber.

Quellen: ESA, NASA, Stellar Jobs, Unicum, gehalt.de, Statista

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 04. November 2022 | 17:15 Uhr

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